Er liegt seit 2019 in allen Lehrerzimmern in Baden-Württemberg, mal mehr mal weniger eingestaubt – der “Leitfaden zur Demokratieerziehung”.
Auf dem Titelbild Schülerinnen und Schüler der Johannes-Kepler-Realschule zusammen mit Muhterem Aras. Sie ist die erste Frau im Amt der Landtagspräsidentin und die erste mit Migrationshintergrund.
Foto: „Leitfaden Demokratiebildung“. Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg (Hrsg.)
Die Begriffe “Partizipation” und “Demokratie” sind für sie mehr als Worte, die auf einem Cover gut aussehen. Ihr Werdegang zeigt uns, dass man diese Begriffe mit proaktivem Tun füllen kann und muss, damit daraus ein erfolgreiches Lebenskonzept wird, für einen selbst und vielleicht sogar für die Gesellschaft, in der man lebt.
“Wir gehören zu den demokratischsten Ländern der Erde”.
In ihrem Zitat vom 12.10.24 beim Forum für gesellschaftlichen Zusammenhalt steckt so etwas wie ein Raster für die 69 Seiten des Leitfadens. Wenn man genau hinschaut, steckt in diesem Satz sehr viel europäische, aber auch Weltgeschichte.
Denn während die “Wiegen der Demokratie” auf der Weltbühne in ihrem Tun hinterfragt und von kritisch bis ängstlich beobachtet werden und die Stimme des Volkes wie eine zerkratzte LP in Dauerschleife klingt, müssen wir uns fragen: Was ist denn eigentlich Demokratie und vor allem Demokratieerziehung.
Machen wir es wie unsere Landtagspräsidenten Muhterem Aras, nämlich ein Adjektiv daraus, wird Demokratie aus seinem unverrückbaren absoluten Zustand gelöst und steigerbar. Es entstehen Graduierungen – demokratisch-demokratischer-am demokratischsten. Was heißt das für uns, die wir in einer Demokratie leben und Demokratiebildung in Unterricht und Schulalltag implementieren?
Demokratie ist nichts Absolutes, nichts fest Installiertes, Demokratie fordert von den Menschen, die sie leben proaktives Handeln und demokratische Arbeit – je mehr davon, desto demokratischer ist ein Land.
Alexandra Katsnelson
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